Aperschnalzen

Das Aperschnalzen im Salzburger Flachgau und im bayerischen Rupertiwinkel

Ein Brauch rechts und links von Saalach und Salzach

Der Brauch des Aperschnalzens ist auf verschiedene Weise interpretiert worden. Im 19. Jahrhundert suchte man darin Relikte eines Naturkultes, nationale Strömungen. Schließlich wollte die instrumentalisierte Wissenschaft der NS-Zeit darin Relikte einstiger Fruchtbarkeitskulte sehen. Davon distanzieren sich die heutigen Schnalzer.
Das Aperschnalzen ist jedenfalls ein aus der kunstvollen Handhabung der Peitschen entstandener Brauch, der aus Zeiten stammt, in denen der Umgang mit Tieren den Alltag wesentlich bestimmte. Es gehört auf jeden Fall eine große Fertigkeit dazu, im schnellen Takt die Peitschen knallen zu lassen.

Einen möglichen ersten Beleg des Aperschnalzens gibt es aus dem Jahr 1730 aus der Ortschaft Gois. Urkundlich belegt ist, dass 1829 in Bayern ein richterliches Schnalzverbot wegen Ruhestörung erlassen wurde. Bestätigt ist auch, dass 1911 zu Ehren von Erzherzog Ludwig Viktor, Passen aus Siezenheim geschnalzt haben und dass die Viehhauser Schnalzer 1924 am Festzug in Reichenhall teilgenommen haben.


Geschnalzt wird in den Ortschaften entlang der Grenzflüsse Saalach und Salzach, im Salzburgischen Flachgau und im bayerischen Rupertiwinkel. Die Schnalzervereinigung Rupertiwinkel e.V., 1957 im bayerischen Saaldorf gegründet, erkennt nur Schnalzergruppen aus dieser Region an. Die Vereinigung vertritt die Interessen aller Aperschnalzer aus Salzburg und Bayern. Wobei „Rupertiwinkel“ eine relativ junge Bezeichnung für alte Salzburger Gebiete ist. Sie wurden nach dem Napoleonischen Krieg von 1816 (bis 1972) zum bayerischen Landkreis Laufen, Tittmoning und Waging. Der Name setzte sich erst in den Jahren des 1. Weltkriegs durch, als die Vereinigung „Heimatfreunde des Rupertiwinkels“ gegründet wurde. Der Name bezieht sich auf den Patron Salzburgs, den hl. Rupert, und bezeichnet jene gewachsene Kulturlandschaft links von Saalach und Salzach, die bis zu dessen Ende (Säkularisation) zum Erzstift Salzburg gehört hatte und beim Wiener Kongress, mit der Neugliederung Europas endgültig zu Bayern kam.

Geschnalzt wird nur zwischen Weihnachten (Stefanitag) und der Fastenzeit.

Geschnalzt wird mit der „Goaßl“, einem Holzstiel und einem bis zu 3,50 Meter langen Hanfseil, das sich verjüngt und mit Pech eingelassen ist. Am Ende der Goaßl ist der Bast befestigt, der bei einer schnellen Richtungsänderung (Überschallgeschwindigkeit) knallt. Geschnalzt wird in Passen, das sind Gruppen bis zu 9 Personen; inzwischen gehören auch viele Mädchen und  junge Frauen zu den Passen. Der vorne stehende Aufdreher leitet das Schnalzen ein mit dem Ruf „aufdrahi, oani, zwoa, drei, dahin geht’s“. Es ist sehr schwierig und braucht viel Übung, bis alle Schnalzer im gleichen Takt schnalzen können, denn jeder Rhythmusfehler ist zu hören. Der perfekte Rhythmus, der gleichmäßige Takt und die Lautstärke sind die Grundlagen der preisrichterlichen Bewertung (sieben Preisrichter) der Schnalzer-Wettbewerbe, die in und zwischen den Ortschaften stattfinden. Eine Woche vor dem Faschingssonntag findet jährlich das festlich gestaltete, große Rupertigau-Preisschnalzen (2013 zum 60. mal) statt, an dem bis zu 1.600 Schnalzer aus Salzburg und Bayern teilnehmen.

Ernst Müller unter Mitarbeit von Ulrike Kammerhofer-Aggermann und Angelika Kromas

Zum Weiterlesen:

www.brauch.at

 

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