Erntedank

Das Erntedankfest im Herbst (Ende September, Anfang Oktober) ist wie das Maibaumaufstellen und das Johannisfeuer ein "Brauch im Jahreskreis" oder "Jahrlaufbrauch", der das Jahr überschaubar nach Festen unterteilt. Die Jahresbräuche haben ihre Ursprünge in der Betonung der Arbeitsperioden im bäuerlichen Wirtschaftsjahr sowie im Verlauf des Kalenderjahres. Aus den ursprünglich drei Erntefesten der Antike sind unsere kirchlichen und Jahresfeste entstanden. Das heutige Erntedankfest hat zwei Vorläufer: das Ende des 18. Jh.s. allgemein verordnete Pfarrpatrozinium am zweiten Wochenende im Oktober und schließlich das eigentliche Erntedankfest das um 1930 über die Volksbildung aufkam. 1933 wurde es in Berlin politisiert, aber nach 1945 von der katholischen Kirche übernommen (Helga M. Wolf).

Im Herbst wird von Pfarre zu Pfarre verschieden ein Dankfest für die Ernte des Jahres begangen. Erntekrone und Erntegaben, Blumen und die Früchte des Gartens werden in einem Festzug oder einer kirchlichen Prozession mitgeführt und gesegnet.
Mittelpunkt des Festzuges und des Kirchenschmuckes ist die aus Getreiden, Nadelholz und Laub gebundene Erntekrone, die meist aus vier, fünf oder sechs Bögen besteht. Viel reifes Obst und Gemüse, aber auch Körbe mit Blumen runden das Bild des Erntedankes ab. In Stadtpfarren kommen oft Symbole städtischer "Ernte" dazu, z.B. Bücher, Schulhefte, etc. Die Kindergärten und Schulen, ebenso wie alle Vereine und Organisationen beteiligen sich an diesem Fest mit vielen Vorbereitungen. So wird es zu einem großen Fest der Dorf- oder Pfarrgemeinschaft, das oft noch mit einem Kirtag, einem Standelmarkt oder einem Pfarrfest kombiniert wird. Oft wird das Fest zum Anlass über Lebensmittelproduktion und -konsum nachzudenken.
Die Erntekrone und die -Girlanden werden als Nachfahren der feudalen Erntefeste bis zum Ende der Monarchie gesehen. Sie bildet erst seit den 30er Jahren das Standessymbol der Bauern. Denn früher waren Erntefeste nicht allgemein, sondern nur auf die jeweilige GRundherrschaft oder einen Hof bezogen. Die Erntearbeiter/-innen überreichten dem Grundherren am Ende der Ernte festlich geschmückte Erntegaben mit Kränzen, quasi als Aufforderung, ein Schnittermahl (Maschintanz, Abdreschmahl ...) auszurichten. 
Aus: Euler-Rolle, Andrea: Zwischen Aperschnalzen und Zwetschkenkrampus, Linz 1993, S. 85-86 und Helga Maria Wolf: Das neue Brauchbuch. Wien 2000, S, 244-247.
Im bäuerlichen Haushalt in Salzburg wurde statt dem herbstlichen Erntedankfest meist das "Martiniloben" gefeiert. Dazu gab es ein gutes Fleischgericht (Bratl in der Rein) oder Fleischkrapfen oder auch Germkrapfen mit Selchfleisch und Sauerkraut. Auch Rohrnudeln oder 'Schlögel', süße Krapfen und dazu ein Schnaps, Bier oder Most waren Festspeisen.

<Zurück>