Jakobischützen in St. Jakob am Thurn

Der Heilige Jakob der Ältere (von Compostela) war einer der großen Heiligen im Mittelalter. Wer es sich leisten konnte pilgerte nach Spanien oder zumindest zur nächsten Jakobskirche. Viele Kapellen und Kirchen wurden dem Heiligen geweiht. Vermutlich war auch Jakob von Thurn ein Jakobspilger, denn er stiftete 1324 die Kirche. Sie wurde ein regionales Wallfahrtszentrum. Eine Jakobsbruderschaft betreute die Wallfahrer. Die angebliche Türkenbedrohung von 1476 ist eine Legende, wohl das Missverständnis eines Prozessionsspieles aus dem Barock. Die erhaltenen historischen Kostüme der Schützen von St. Jakob am Thurn weisen darauf hin, dass sie mit ihren „Fahnen, Standart, Trumbeln und Pfeifen“ die Legende des Hl. Jakob in der Fronleichnamsprozession aufführten. 1738 besaßen die „Jakobibrüder“ Prangstutzen, Trachten und Reiter. Die Jakobibruderschaft hat, wie alle anderen Bruderschaften auch, mit den Verboten der Aufklärung um 1783 ihr Ende gefunden.
Erst 1926 kam es unter Kuno Brandauer und Josef Fallnhauser zur Neugründung unter anderen Bewertungen und Zielsetzungen. Der Jakobischützentanz entspricht den Inszenierungen Brandauers. Erneute Einschränkungen für den Verein und seine Tätigkeit gab es in der NS-Zeit. Nach 1945 erfolgte eine Wiederbegründung. Der Verein der Jakobischützen in St. Jakob am Thurn wirkt heute bei kirchlichen und regionalen Festen, Brauchtumsveranstaltungen und Schützenfesten mit. Das Hauptfest des Vereines wie des Dorfes ist der „Jakobi-Kirtag“ am 25. Juli. Der Jakobitag galt als Festtag der Soldaten und Pilger, aber auch der Hirten und „Ziehtag“ für das Gesinde. Jakob zählt
vielfach auch zu den 14 Nothelfern. Die von Brandauer geschaffene Tracht der "Rotmanteischützen" besteht aus einem schwarzen Hut mit rotem Federbusch, einem weißen Hemd mit schwarzer Halsbinde, einer weißen Weste, dem roten knielangen Schützenmantel und einer schwarzen Kniebundhose. 
Der Verein besitzt die Fahne von 1926, die eine Nachbildung jener von 1540 sein soll. Sie wird heute als Reiterstandarte verwendet. Weiters gibt es eine Fahne von 1966 und die Landknechtstrommel in einer Form des 16. Jahrhunderts – mit einer Abbildung des Heiligen Jakobus.

Text: Salzburger Landesinstitut für Volkskunde, U. Kammerhofer-Aggermann 

 

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