Klöppeln

Hört man heute das Wort Spitzen, so denkt man gleich an die wunderschönen, fein gearbeiteten Spitzen aus Italien, Belgien oder Frankreich und man ist dann sehr erstaunt zu hören, dass auch in Salzburg, speziell im Flachgau, die Spitzenklöppelei ein blühendes Gewerbe war und die Erzeugnisse davon bis Galizien, ins Schwabenland und in die Schweiz gehandelt wurden. Wann und wie die Spitzenklöppelei in unser Land kam, doch weisen Mautordnungen und Gerichtsprotokolle darauf hin, dass schon bald nach 1600 Klöpplerinnen auftauchten und im Salzburger Flachland mit ihrer Tätigkeit begannen.

Sicherlich spielte die Mode des 17. Jahrhunderts auch beim Aufkommen dieses Handwerks eine Rolle, den Spitzen an den Krägen, Ärmeln, selbst an der Unterwäsche, waren zu dieser Zeit besonders beliebt.

Um das Jahr1690 hatten sich in Mattsee, Seekirchen, Henndorf, Eugendorf und Thalgau über 200 Frauen mit der Herstellung von Spitzen befasst, denen auch noch eine Anzahl von Spitzenkrämern als „Verleger“ ihrer Arbeit zur Seite standen. Kirchentag und die Salzburger Dult bildeten die wichtigsten heimischen Absatzmöglichkeiten, der weitaus größere Teil der erzeugten Spitzen wurde aber außer Landes verkauft. Interessant ist in diesem Zusammenhang, das auch Länder mit eigener Spitzenerzeugung, wie etwa Deutschland, Italien und die Niederlande, Salzburger Klöppelware einführten. Die kräftigen, fast derben Salzburger Zwirnspitzen stellten dabei ein Gegenstück  zur feinen, zierlichen, ja fast verspielten Art der übrigen dar. So eignete sich die Salzburger Spitze besonders zur Verzierung des Hausrats, der Tisch – und Bettwäsche und der Kleidung des gemeinen Mannes. Die zarte Kunstarbeit jedoch prangte als kostbarere Schmuck an den Gewändern der Edel – und Patrizierfrauen. Das „Nähtchen“, ein durchgehender Faden, ein Abgrenzung zwischen Grundmuster und der eigentlichen Zacke, ist eines der Hauptmerkmale der Salzburger oder Henndorfer Spitze. Ihren Höhepunkt erreichte die Spitzenklöppelei etwa zwischen 1680 und1780, danach aber verdienten sich immer mehr Klöpplerinnen ihren Unterhalt durch das einfachere Stricken. Es ist nur verständlich, wenn durch die Einführung der billigeren Maschinenware, die zunehmende Teuerung, vor allem auch durch den niedrigen Verdient bei dieser mühsamen und zeitraubenden Arbeit eine Umgestaltung des Klöppelns in eine einfachere Tätigkeit stattfand. Aber auch die wechselnde Mode brachte es mit sich, dass bereits fertig gestellte Ware im Lager verblieb, weil sie eben nicht mehr gefragt war. Die Arbeiterinnen, deren einziger Verdienst die Spitzenklöppelei war, fristeten ein kärgliches Dasein und aus dem Jahre 1693 wird berichtet, dass die Klöpplerinnen kaum das trockene Brot erarbeiten konnten und sogar zum Betteln verurteilt waren. Der Lohn für eine Elle geklöppelter Spitze betrug durchschnittlich 6 Kreuzer, was dem Preis eines Brotlaibs entsprach. Dazu kam noch, dass Faden und Zwirn aus den heimischen Webereien sehr teuer waren. So hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Klöppelei schon ihr Ende erreicht, einzig in Henndorf konnten sich noch bis etwa 1860 30 bis 50 Klöpplerinnen halten. Da Henndorf der letzte Ort war, an welchem noch erwerbsmäßig geklöppelt wurde, bezeichnet man heute die Salzburger Spitze auch kurzerhand als „Henndorfer Spitze“, auch wenn sie gar nicht dort gefertigt wurde.

Oft waren es Bauerntöchter, die zu Berufsklöpplerinnen in die Lehre gingen und es im Klöppeln zu großer Geschicklichkeit brachten, meistens aber waren es die vielen Kleinhäuslerfrauen, die mit ihrer Klöppelei den armseligen Hausstand etwas aufzubessern  versuchten. Die Salzburger Spitzen wurden jedoch früher ohne solche Musterbriefe gearbeitet, was unsere besondere Bewunderung verdient, denn ohne diese Vorzeichnungen wurden mit großem Geschick die Nadeln in die Klöppelmuster eingefügt. So hatten die Arbeiterinnen durch die vielen Aufträge eine so große Übung, dass sie ihre eigenen speziellen Muster, die sie auch nur geringfügig abänderten, völlig ohne Musterbrief klöppelten. Vielleicht fehlte auch eine Person, die solch einen Klöppelbrief überhaupt ausarbeiten konnte.  Um nun den Teilnehmern an Klöppelkursen in Salzburg Unterlagen geben zu können, studierte Frau Breuer in vielen Salzburger Bürger- und Bauernhäusern, bei Trödlern und Sammlern die Muster der Salzburger Spitzen und zeichnete sie auf. Das steigende Interesse der Spitzenklöppelei in Salzburg hat die Salzburger Heimatpflege zum Anlass genommen, Mappen mit Musterbeispielen typischer Salzburger Klöppelspitzen herauszubringen. Trotz vieler vorliegender Mappen wird aber die künftige Klöpplerin auf den Besuch eines eigenen Klöppelkurses nicht verzichten können, denn gerade als Anfänger ist man auf den Rat und die Hilfe eines Fachmannes angewiesen.

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