Palmbuschen

Salzburger Palmbesen und Palmstangen
Palmbaum, Palm, Palmbuschen

Palmprozessionen am Palmsonntag, dem Beginn der Karwoche, sind seit dem 4. Jh. nachweisbar. Sie verbinden den Einzug Jesu Christi in Jerusalem mit alten Segensvorstellungen. Seit dem Altertum galten Zweige als lebensfördernd.
Die Palme war das Siegessymbol der Antike. Im 9. Jh. drangen die Palmprozessionen von Frankreich aus in die Alpen vor, die Segnung der Zweige kam auf.

Im 16. Jh. importierten viele Fürstenhöfe Europas Palmzweige aus dem Mittelmeerraum für prunkvolle Prozessionen.

Vom Palmwedel zum alpenländischen Palmbuschen: Männer und Frauen trugen, wie heute noch, Zweige oder kleine Handbüschel in der Prozession. Die Bezeichnung "Palm" wurde nun auch auf andere Zweige, z.B. Olivenruten, Weidenkätzchen, u.a. übertragen. Die älteste Form der Palmen war die Rute (bis heute im SO-Europa), erst später entstand (über die Vielfalt der verwendeten Zweige) der ausladende Palmbuschen am langen Stiel. In vielen Regionen tragen die Männer am Land einen Zweig am Hut oder am Revers. Der große alpenländische Palmbuschen wurde bis vor kurzem nur von Bauern verwendet und von jungen Burschen, meist den Hoferben, zur Kirche getragen. Seit etwa 40 Jahren erobert diese Form auch die Städte und die Weiblichkeit.

Die Buschengröße zeigte auch die Größe und den Reichtum des Hofes an "großer Palmbesen, großer Treidhaufen". Gebunden wurde der große Palmbuschen stets vom Hausvater. Woraus besteht der Palmbuschen: Im Alpenraum wurden die jungen Austriebe der Saison und Immergrünes verwendet. Im Lungau und Pinzgau waren es fast nur Weiden, im Pongau auch
Wacholder, Buchsbaum, Thuja und Erika, im Tennengau und Flachgau auch Zeder, Eibe, Hasel, trockene Buchen- und Ahornblätter sowie Stechpalmen (Ilex oder Mahonie).

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam vielfältiger Schmuck in den Palmbuschen: im Lungau Seiden- oder Papierbänder und -blumen, im Tennengau Brezen und Hobelscharten, im Pinzgau und Flachgau Bänder, Brezen, bunte Ostereier, Äpfel und ab den 1960ern fast überall bunte "Gschobatbandeln" (Hobelscharten). Im 20. Jahrhundert vermischten sich die Charakteristika, Formen und Farben. Die Verwendung der Palmen: Der geweihte Palmzweig gilt als heil- und segenbringend, ihm werden Abwehrfunktionen zugeschrieben. Er kommt auf den Acker oder es werden aus Palmzweigen und Weihholzspänen kleine Feldkreuze in Äcker und Wiesen gesteckt. Sie sollen den Ertrag fördern und Hagel abhalten. Der Palmzweige beim Kreuz ist in vielen Haushalten üblich. Früher wurden Palmkätzchen gegen Halsweh und andere Leiden von Menschen geschluckt und dem Vieh eingegeben, bei Gewitter ins Herdfeuer und gegen Hochwasser in den Bach geworfen.
Bräuche, Meinungen und Sprüche rund um den Palmbuschen: "Schneit's am Palmsonntag in die Palmen, schneit's die Küh' von den Almen." Trieben die eingesteckten Palmzweige im Feld aus, sollte es im nächsten Jahr eine Hochzeit oder Kindstaufe geben. "Palmen im Klee, Ostern im Schnee." Lachte man beim Palmbuschenbinden, dann nahm dieser die Weihe nicht an.

Text: Salzburger Landesinstitut für Volkskunde, U. Kammerhofer-Aggermann

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